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E-Learning

Seminarbegleitung



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Samstag, 03. Februar 2007

I am not amused

Von gralpia, 16:36

Da gehab ich doch heute morgen einen längeren Beitrag ins Wiki gesetzt, veröffentlich, gespeichert und kontrolliert - ja er war drin...und nun 2 Stunden später ist er wieder weg! Und das Word Dokument hab ich nicht gespeichert!!!

Außerdem geht mit das ewige Reinspringen von Werbung ins Wiki gewaltig auf die Nerven. Das mindeste was wir brauchen ist eine kleine Einführung.

Freitag, 02. Februar 2007

Weiterer Seminarverlauf

Von gralpia, 14:00

Hallo,

nach dem Highlight des cedis-Besuchs haben wir nun noch zwei Sitzungen im Seminar - und die sind gut gefüllt.

In der nächsten Sitzung möchte ich Ihnen meine Utopie von einem wirklichen E-Learning Konzept vorstellen. Das ist keineswegs darauf ausgerichtet, Lehradministrative E-Learning Modelle zu ersetzen, sonder Studenten wirkliche Lernhilfen zu liefern.

Danach stellt Yoshua uns seinen Beitrag vor.

In der letzten Sitzung stellt Anke Fintzel uns die e-learning Situatuation in Australien vor und wir hören als Abschluß unserer e-learning Rundgangs einen Beitrag über Didaktik des e-learnings.

Ich freue mich auf die beiden Abschlussitzungen.

Heinz Gralki

Thesen zum E-Learning

Von gralpia, 13:48

 

Heinz Gralki 

6 Thesen zum E-Learning

 

These 1: Der Name E-Learning ist irreführend. Stattdessen müsste es E-Teaching heißen

Der Name E-learning täuscht etwa vor, was das Konzept nicht halten kann, da es von einer Grund-idee ausgeht, die sich nicht am Lernen sondern am Lehren orientiert:

im Mittelpunkt aller aktuellen E-Learning Konzepte steht der Dozent und nicht der Student.

E-Learning Modelle sind eigentlich E-Teaching Modelle, deren Hauptzweck es ist, Lehrenden ihre Arbeit erleichtern. Es erleichtert ihnen die Verwaltung von Teilnehmerlisten, die Veröffentlichung aktueller Seminarnachrichten und die Verbreitung von Dokumenten durch Downloads, anstelle von Handapparaten. Die aktuellen E-Learning Konzepte bieten Dozenten Arbeitshilfen für einige wich-tige Aspekte ihres professionellen Handelns, die bis jetzt auf andere Art – d.h. ohne Einsatz von PC und Internet – erledigt wurden, bzw. durch die Sekretariate der Lehrenden.

Die Lernenden werden lediglich dadurch berücksichtigt dass man ihnen Angebote zur Interaktivität und Kommunikation macht – die allerdings sind bei Studierenden (und anderen E-Learning Nut-zern) nicht sonderlich beliebt. Sie werden nur von einer Minderheit genutzt. Ein Blick auf die Teil-nehmerzahlen von Chats und Foren zeigt das deutlich – bestenfalls beteiligt sich ein harter Kern von Nutzern, die Mehrheit bleibt schweigend. Vergleicht man Aufwand und Ertrag, so ist das Ergeb-nis bedrückend. Werden Foren noch in geringem Maße kontinuierlich genutzt, so werden Chat-An-gebote so gut wie nie in Anspruch genommen.

An dieser Situation wird sich auch durch die Implementierung anderer Kommunikationsangebote wie Blogs und Wikis nichts ändern.

Über die Gründe könnte nachgedacht werden. Eine Vermutung ist die, dass E-learning Angebote weitgehend von Internetexperten und Web-Designern entworfen werden, die keinen Zugang zu di-daktischen und lernpsychologischen Aspekten von Lehren und Lernen haben – aber auch nicht zur Lebenwelt der Studierenden.

Das gilt mehr oder weniger für alle E-learning Angebote, die mir bekannt sind.

These 2: Didaktische Vielfalt und nicht monopolistische Modelle sind in der Lage Lehren und Lernen nachhaltig zu verbessern.

Anders als zu Beginn der E-learning Modelle Anfang und Mitte der neunziger Jahre, bieten die E-learning Modelle dem Dozenten nichts, was er sich nicht ohne Aufwand und weitgehend auch ohne Kosten aus dem Internet besorgen kann. Es gibt keinen plausiblen Grund, warum ein Dozent ein zentrales  E-Learning Angebot mit einengenden Vorgaben benutzen sollte. Didaktische und akade-mische Fantasie und Kreativität werden so in hohem Maße eingeschränkt. Niemand käme auf die Idee Seminare, Vorlesungen und andere Lehrveranstaltungstypen über ein Minimum hinaus nor-mieren zu wollen.
Zudem nährt eine zentrale Lösung – ob zu Recht oder Unrecht – gerade bei Studenten immer wieder der Kontrollverdacht, was letztlich wieder dazu führt, dass die klassischen E-Learning Ele-mente als unattraktiv erlebt werden.

Nützlich wäre eine Zentralisierung allenfalls auf drei Ebenen:

a) das Angebot von Baukastenelementen zum leichten Aufbau von Websites mit allen - auch den interaktiven – Elementen. Ein einheitliches, jedoch nicht verpflichtendes FU-Loge könnte bereitgestellt werden, so wie es für Briefköpfe ja bereits existiert. Es wäre voraussichtlich eine relativ simple Aufgabe, z.B. das hervorragende Angebot von www.beepworld.de akademischen Ansprüchen anzupassen. Allein im deutsch-sprachigen Netz finden sich über 2000 Angebote dieser Art

b) eine auch für ältere Geisteswissenschaftler, Mediziner und Juristen  leicht verständ-liche und auf Fachjargon konsequent verzichtende Einführungsbroschüre nach dem didaktischen Prinzip: „First do it, than understand it!“

c) ein zentrales Angebot von Musterdesigns, die von Lehrenden verändert und nach Bedarf erweitert werden können, ist in einem dezentralen Ansatz durchaus denkbar und vielleicht auch erwünscht.

Vielfalt, die didaktische Fantasie weckt, sollte das Kennzeichen der von Dozenten selbst geschaffenen digitalen Veranstaltungsbegleitung sein und nicht bürokratische Organisation des Veranstaltungsmanagements.

These 3: Zur Verbesserung des akademischen Lehrens und Lernens sollte die Rolle der Dozenten gestärkt und den Lernenden Hilfe für den Lernprozess angeboten werden

Die Suche nach einem  “Nürnberger Trichter“ durchzieht die Geschichte der Unterweisung von An-beginn an. Dabei ist diese Suche genauso illusionär wie die Suche nach dem Schlaraffenland oder Shangri La.  Weder lernzielorientierter Unterricht, Curriculumreform, mastery learning noch e-lear-ning haben auch nur einen einzigen Schritt in die gewünschte Richtung machen können. Der Traum beruht auf der Verkennung eines zentralen Sachverhaltes:

Lernen ist ein mühsamer Prozess der mit Arbeit, Üben und Praxis verbunden ist und zum Le-rnen gehören meist zwei Personengruppen: Lehrende und Lernende. Gute Lehre entsteht durch das Zusammentreffen von guten Lehrenden mit guten Studenten.

Im Zusammenhang mit dem E-Learning Hype ist die Rolle des Dozenten auf ein Minimum reduziert worden. Bevor der Rückzugsbegriff  “blended learning“ – der nichts anderes als das Scheitern an-fänglicher E-Learning Träume bedeutet -  in die e-learning Diskussion kam, verlor der Dozent seine Berufsbezeichnung und wurde zum content-manager – die Regie führten die Internetexperten!

Strebt man hingegen “gute Lehre“ an, so wird man die didaktische Fantasie und Kreativität des Dozenten fördern und unterstützen müssen.

Es ist ein Kuriosum einer Universität, die sich um den Titel “Elite-Universität“ bemüht, das sie der Hochschuldidaktik keine Bedeutung beimisst. Dabei ist der Erwerb didaktischer Kenntnisse heute angesichts der vielen technischen Möglichkeiten, die im Lehrprozess sinnvoll genutzt werden könnten, in den letzten 10 Jahren so immens gewachsen, dass kein Dozent hier einen Überblick bekommen kann. Selbst so triviale Techniken wie einen digitalen Text mit Hyperlinks zu versehen oder auf effiziente Art mit e-Mail-Systemen umzugehen - sind den meisten Lehrenden unbekannt.

E-Learning Modelle, deren Augenmerk in erster Linie auf die bürokratische Verwaltung von Veranstaltungen gerichtet sind, schenken diesem Aspekt keinerlei Aufmerksamkeit.

Gleiches gilt für die andere Seite der Lehre. Im Netz steht eine unübersehbare Fülle von Hilfsmitteln zur Verfügung, die Studenten das Lernen erleichtern könnten.  Beide Seiten könnten verzahnt werden: ein Hochschullehrer, der seine eigene unverwechselbare Veranstaltungsseite im Netz hat, könnte, sollte, müsste seine Studenten auf diese Möglichkeiten aufmerksam machen und diese Techniken in sein didaktisches Konzept einbauen.

These 4: Buch und Bildschirm

Die Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) – eine Einrichtung der Entwicklungshilfe – hat 11 renommierte europäische E-learning Programme untersucht.

http://www.crystal-elearning.net/sites/crystal-elearning.net/myzms/content/e433/e937/eLearning-Potenziale_f-bb_ger.pdf

Sofern hier über die Einstellungen von Lernenden zu E-Learning-Programmmen berichtet wird, sticht eines hervor: die Lernenden empfinden es als ausgesprochen positiv, dass das Lernmaterial ausgedruckt werden kann. Dies Ergebnis ist verständlich: den meisten Menschen ist es angenehmert, einen Text auf Papier zu lesen, als auf dem  Bildschirm.

Es ist eine irrige Vorstellung, dass Bildschirmtexte ein gleiches Leseerlebnis und eine gleiche Lerneffektivität erreichen wie die Lektüre eines Buches.

Der Bildschirm eignet sich hervorragend für die schnelle Informationsgewinnung, z.B. Nachrichten, Bahnverbindungen und Lottozahlen, auch  google, Wikipedia und openBC. Hervorragend geeignet ist es auch wohl für Adventurespiele wie everquest2 oder second life.

Lehrstoffe mit Prüfungsrelevanz verlangen vom Lernenden jedoch andere Kompetenzen, die beim E-Learning gerade nicht im Mittelpunkt stehen: das Bearbeiten von Stoff, das Wiederholen und Einprägen des Stoffes, das Finden und Entwickeln von Strukturen, das sinnvolle strukturierte Archivieren des Stoffes u.ä.

Alle diese lernunterstützenden Elemente bleiben bei klassischen E-Mail-Modellen unberücksichtigt.  

Es bleibt unverständlich warum Unterrichtsinhalte nicht grundsätzlich in Papierform angeboten werden, zumal Buch, Broschüren und Skripte gerade das ermöglichen, was ungerechtfertigterweise dem E-Learning zugeschrieben wird: learning on demand.

Nur ein Buch kann man auch in der Kneipe, im Bus oder im Strandbad lesen und bearbeiten.

These 5: Attraktivität des PCs wird von E-Learning-Machern falsch eingeschätzt. E-learning Angebote haben einen sehr geringen Verbindlichkeitscharakter

Die Anbieter von E-learning Portalen schätzen die Attraktivität ihrer Angebote meist falsch ein.

Für die Mehrheit der Personen die sie ansprechen, ist die Arbeit an einem PC eher ein lästiges Übel, so dass die Zeit am Computer möglichst gering gehalten wird und man sich auf das wesentliche beschränkt.

Allerdings gibt es unter Studenten auch die andere Gruppe derjenigen, für die der PC zu einem wichtigen Lebensinhalt geworden, aber das ist nach eigenen Untersuchungen eine relativ kleine Minderheit und bezieht sich meist auf andere Dinge als auf Lernen.

Problematisch wird aber die Situation, wenn das Ziel angestrebt wird, signifikant mehr Lehrveranstaltungen als heute an Blackboard anzubinden. Dann würde die Zeit, die Studenten zwangsweise am PC arbeiten müssten, erheblich anwachsen, was wiederum die Attraktivität von E-Learning schmälern würde..

Die Unbeliebtheit des Arbeitsplatzes PC hat überdies noch eine weitere Folge, die den Erfolg von E-Learning einschränkt.

Bei unerwarteten alltäglichen Ereignissen sinkt die Priorität, die Studenten der Bildschirmarbeit einräumen, schlagartig ab und geht nicht zurück auf das vorherige Niveau. Für einige Zeit bleibt der Vorsatz die abgebrochene Arbeit nachzuholen, dabei bleibt es dann aber in der Regel.

Exemplarisch habe ich dies in drei Managementkursen zweier großer deutscher Unternehmen erlebt: bei den kleinsten Störungen wie Kundenanfragen, Chefgespäche usw. ist E-Learning das erste was ausgesetzt wird.

These 6: Blackboard im Vergleich

Von allen mir bekannten E-Learning Modellen ist Blackboard das behäbigste, komplizierteste und nutzerunfreundlichste. Gerade in diesem Bereich, dessen Notwendigkeit und Existenzberechtigung nicht offenkundig ist, kann man es der Mehrheit der Dozenten an unserer Universität kaum zumuten, so viel Zeit zum Erwerb der entsprechenden Kompetenz einzubringen, wie es nötig wäre, um mit dem Modell professionell zu arbeiten. Stattdessen müsste die Devise zur Verbreitung des Modells heißen: Kep it simple and stupid – wenn man denn eine weitere Verbreitung anstrebt.

 

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